Von SBH-Gida…
In Villingen-Schwenningen ist es um die extreme Rechte scheinbar ruhig geworden. Der Versuch der Faschisten unter dem Label der Pegida in der Doppelstadt Fuß zu fassen ist gescheitert, letztendlich haben sich die Aufmärsche totgelaufen.
Gescheitert sind die Faschisten auch, da sie jedes mal mit antifaschistischen Protesten und direkten Gegenaktionen konfrontiert wurden. Nur geschützt von einem immensen Polizeiaufgebot konnten ihre Kundgebungen stattfinden.
Zwar sind die Aktionen von „SBH-Gida“ und „Nein zum Heim SBH“ Geschichte, dennoch ohne Folgen in der Region bleiben sie nicht.
Rechte Populisten, Rassisten aller Couleur und Faschisten kamen im Zuge der Kundgebungen zusammen. Zuvor vereinzelte Personen aus dem Dunstkreis des extrem rechten Lagers, lernten einander kennen, knüpften Kontakte, auch überregional.
Zum einen war es die NPD um ihren Vorsitzenden des Kreis Konstanz-Bodensee Tim Belz, welche versuchte bei den Naziaufmärschen in Villingen-Schwenningen neue Leute für sich zu gewinnen.
Neben dem „Freikorps Villingen-Bodensee“, welches sich jedoch nach wenigen Wochen bereits wieder auflöste, war es die Gründung der „JN Schwarzwald-Bodensee“, einer Ortsgruppe des Jugendverbandes der faschistischen Partei, im August 2016, welche von diesen Bemühungen zeugen. Doch der letzte Aufmarsch von „Nein zum Heim SBH“ in Tuttlingen, organisiert aus dem Lager der NPD, floppte. Auch hat die „JN Schwarzwald-Bodensee“ seit ihrer Gründung nicht mehr viel von sich verlauten lassen.
Bundesweit ist die NPD derzeit im Niedergang begriffen. Zum einen ist es die AfD, welcher es gelingt mit ihren populistischen und rassistischen Phrasen auch jenes Klientel anzusprechen welches zuvor die NPD unterstützte.
Gerade aber ideologisch gefestigte Anhänger aus dem offen militanten und faschistischen Spektrum verlassen, enttäuscht durch interne Streitereien und einer für sie zu gemäßigten politischen Ausrichtung, die Partei.
…zu „Der Dritte Weg“
Klaus Armstroff ein ehemaliger NPD Kreisverbandsvorsitzender gründete 2013 in Heidelberg mit einigen Faschisten welche sich ebenfalls von der NPD abgewandt hatten, die Partei „Der Dritte Weg“. Weitere Mitglieder der ersten Stunde entstammen dem mittlerweile verbotenen „Freien Netz Süd“, ein dem Spektrum der freien Kameradschaften zugehöriger Zusammenschluss aus Bayern. Aktuell versucht die faschistische Partei „Der Dritte Weg“ überregional Strukturen aufzubauen und neue „Stützpunkte“ zu gründen. Von Pöbel-Nazis und Stammtischrassisten grenzen sie sich dabei, auch im Gegensatz zur NPD, bewusst ab. Grundsätzlich begreift sich die Partei als Sammelbecken elitärer Kader.
In Villingen-Schwenningen nahmen bereits nach den ersten Aufmärschen von „SBH- Gida“ auch Mitglieder von „Der Dritte Weg“ teil. Viele von ihnen überregional angereist, waren von nun an regelmäßig auf den rassistischen Kundgebungen anzutreffen. Ihr Ziel: Personen für den Aufbau der Partei zu gewinnen, teilweise ist ihnen dies gelungen.
Nachdem am 10. Oktober 2015 mit einer Veranstaltung im Schwarzwald offiziell der „Stützpunkt Württemberg“ gegründet wurde, kam es im Herbst auch in Villingen-Schwenningen erstmals zu einer Aktion der Faschisten. Am Rande eines Informationsabend der Stadt zur Unterbringungen Geflüchteter in VS-Villingen provozierten Anhänger der Partei und verteilten Flugblätter.
Im gleichen Zeitraum fanden immer wieder Aktionen der Kampagne „Asylflut Stoppen“ bei ähnlichen Veranstaltungen statt, so beispielsweise in Singen, in Konstanz, im Alb-Donau Kreis, im Landkreis Reutlingen und am 18. November nochmals in VS-Schwenningen.
Seitdem kam es in der Region zu einer Vielzahl kleinerer Aktionen von „Der Dritte Weg“ :
Im Dezember 2015 und 2016, verteilten Mitglieder der Partei in Königsfeld und in VS-Villingen auf den Weihnachtsmärkten, verkleidet als Weihnachtsmänner, Süßigkeiten und Flugblätter.
Im Januar 2016 wurden in VS-Villingen hunderte Flyer unter dem Motto „Asylflut stoppen“ an Haushalte verteilt.
Ebenfalls im Januar 2016 fand eine Kundgebung unter dem Motto: „Weg mit §129! Freiheit für alle Nationalisten!“ in VS-Villingen statt.
Die Kundgebung stand im Zusammenhang mit der Verhaftung des Faschisten Ralph Kästner. Gegen den St. Georgener wird von der Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit der nun abgeschalteten Nazi Internetplattform Altermedia ermittelt. Mittlerweile wurde gegen Ralph Kästner Anklage wegen Volksverhetzung und Bildung einer kriminellen Vereinigung erhoben.
In den letzten Monaten des Jahres 2016 hat die Partei „Der Dritte Weg“ schwerpunktmäßig mehrere Infotische in den Innenstädten, von Radolfzell, Singen, VS-Villingen und Rottenburg am Neckar durchgeführt.
Die Aktionen von „Der Dritte Weg“ werden von den Aktivisten, nach dem fast selben Schema in den verschiedenen Städten durchgeführt. Dabei unterstützen sich die Faschisten überregional, nur wenige kommen tatsächlich aus der betreffenden Region. Zu Kundgebungen wie beispielsweise im Herbst 2016 in Göppingen, reisen Mitglieder gar bundesweit an.
Zum Weiterlesen:
Derzeit im Strukturaufbau begriffen, ist die Partei maßgeblich von den einzelnen Aktivisten in den verschiedenen Städten und Regionen abhängig.
In Villingen-Schwenningen ist es Stefan Andreas Günther welcher durch sein Engagement für die faschistische Partei auffällt. Im Herbst 2016 wurde seine Verbindung zu „Der Dritte Weg“ von AntifaschistInnen öffentlich gemacht: Nazis von „Der dritte Weg“ aus der Deckung holen.
Ein Parteiprogramm was als „10 Punkte Programm“ nicht nur vom Namen dem „25 Punkte Programm“ der NSDAP gleicht. Ein nach außen aktionistisches und militantes Auftreten angelehnt an das der SA im deutschen Faschismus.
Die Faschisten versuchen mit „Der Dritte Weg“ strategische Überlegungen umzusetzen und verfügen dabei auch über gute Kontakte ins Ausland, wie zu der griechischen Partei „Goldene Morgenröte“, welche sich in faschistischer Tradition sieht und mit Terror gegen Linke und MigrantInnen vorgeht: „Neuer Wind von Rechts“