An diesem Wochenende fand im Schwarzwald das Antifa-Camp 2017 auf Zeltlagerplatz bei St. Georgen statt. Bis zu 150 Antifas aus ganz Süddeutschland und darüber hinaus kamen über drei Tage zusammen für ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Neben verschiedenen Workshops, Vorträgen und Diskussionen gab es eine Aktion im nahegelegenen St. Georgen, ein Konzert und natürlich mit Lagerfeuer, Cocktailbar und mit vielen coolen Leuten auch entspanntes Zeltlagerfeeling.
Am Freitag begann das Camp mit einem Vortrag zur aktuellen Situation in der Türkei. Neben allgemeinen politischen Einschätzungen wurde auch der autoritäre Umbau des türkischen Staates im Zusammenhang mit Faschismus diskutiert. Der nächste Tag startete mit verschiedenen Workshops. Etwa wurden in einem Workshop zur AfD Aktionsideen diskutiert und ausgearbeitet und diskutiert. Zeitgleich fanden ein Workshop zu Faschismusanalyse und andere praktische Veranstaltungen statt. Gegen Nachmittag gab es St. Georgen eine unangemeldete Demo von mehr als 60 Antifas, die über den Marktplatz bis zum Haus von Ralph Kästner zogen. Kästner ist einer der führenden Köpfe des faschistischen Onlineportals „Altermedia“, gegen dem am 14. September der Prozess vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart beginnt. Mit Flugblättern und Redebeiträgen wurden die AnwohnerInnen darauf aufmerksam gemacht, wer sich in ihrer Bergstadt wohl fühlt und regelmäßig in seiner „Methalle“ Raum für verschiedenste faschistische Veranstaltungen bietet.
Auf dem Camp schloss sich am späten Nachmittag ein Vortrag von GenossInnen des Revolutionären Aufbaus aus der Schweiz über deren Erfahrungen und Einschätzungen im Umgang mit der SVP an. Nach dem Abendessen fand im Zirkuszelt auf dem Platz die Podiumsdiskussion mit VertreterInnen der AIHD/iL, der VVN-BdA Baden-Württemberg und der veranstaltenden Gruppen statt. Anhand der Fragen zu Analyse des Gegners, antifaschistischer Praxis und organisatorischer Herangehensweisen, wurden die unterschiedlichen Positionen der Diskutierenden deutlich.
Direkt danach legten mit Enraged Minority, Defenders of the Universe und Zystem drei antifaschistische Bands den Grundstein für einen Abend der gemeinsamen Feierei, Diskussionen am Lagerfeuer und Kennenlernen derer, die man nur flüchtig von Demos und Aktionen auf der Straße kannte.
Der Sonntag begann demzufolge etwas später, unter anderem mit einer Diskussionsrunde zu Bullenstrategien und einem Vortrag zu (Computer-)Sicherheit. Nach dem Abschlussplenum wurde sich zum gemeinsamen Soli-Foto für alle von Repression Betroffenen aufgestellt. Beim Abbau packten, wie auch in den Tagen davor, alle mit an.
So gingen zweieinhalb Tage voll mit spannenden Diskussionen, Kultur und Aktionen, mit schönen Momenten und coolen Leuten zu Ende. Kurz: Ein Wochenende mit vielem, was Antifa nun mal bedeutet.
Das erste Antifa-Camp im Südwesten seit sieben Jahren stand auch unter dem Motto „Die eigene Seite aufbauen!“. Das heißt auch gerade in Zeiten, in denen kaum ein paar Tage ohne rechte Aktivitäten vergehen, sich die Zeit zu nehmen um zu diskutieren, zu lernen und sich zu vernetzen um so klarer zu bekommen warum und wie wir weitermachen müssen. Wir denken, die zweieinhalb Tage im Schwarzwald haben dazu einen Beitrag geleistet.